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6 Dec 2008

Beim Summer Breeze verstehen die Leute etwas von Musik!, interview with Skrymer and Routa

Author: Mathias Schwappach, August 17th 2006
From FolkMetal.de
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Manch einen Eindruck von Deutschland hätten sich die Mythen-Metaller von Finntroll wohl ganz gerne erspart: Zum Beispiel jenen einer völlig überfüllten deutschen Autobahn, weshalb die Finnen erst knapp eine Stunde vor ihrem Auftritt auf dem Summer Breeze in Dinkelsbühl ankamen. Das Interview wurde somit in die späten Abendstunden verschoben. Dann allerdings standen uns die beiden Gitarristen Skymer und Routa in einem sehr offenen Gespräch Rede und Antwort. Da die beiden ziemlich viel miteinander diskutiert haben, und auf dem Band teilweise nur noch schlecht auseinander zu halten sind, werden die Antworten hier größtenteils nicht persönlich, sondern als von „Finntroll“ wiedergegeben.

FolkMetal.de: Viele Deutsche denken ja immer noch, dass Euer Bandname irgendwas mit finnischen Wald-Gnomen zu tun hat. Was steckt tatsächlich dahinter?

Finntroll: Als schwedische Wikinger das erste Mal nach Finnland kamen, wurden sie von den finnischen Eingeborenen gleich wieder hinausgeworfen. Diese schwedischen Kapitäne schrieben in ihre Tagebücher: „Da waren seltsame Leute, ich nenne sie Finntrolle.“ Der Name wurde als kreiert von den schwedischen Seemännern. Dazu muss man noch wissen, dass Trolle in der skandinavischer Mythologie riesengroße Viecher sind.

FolkMetal.de: Woher bezieht Ihr die Inspiration für die Themen Eurer Lieder?

Finntroll: Die Hauptthemen sind die Menschheit und Religion. Unsere Songs richten sich allerdings nicht ausschließlich gegen das Christentum, sondern gegen jede Religion, die andere Menschen zwingen will zu konvertieren. Verpisst euch, wir haben unsere eigene Religion! In unseren Texten werden viele Sagen über alte Götter verarbeitet. Viele Lyrics sind aber auch schlichtweg erfunden, Geschichten über Trollkönige und solche Sachen. Das alles hat aber nichts mit Dungeons & Dragons und so 'nem Scheiß zu tun (lacht).

FolkMetal.de: Auf Eurer Website steht, dass Ihr Humppa-Metal spielt. Wie würdet ihr Humppa-Metal selbst beschreiben?

Finntroll: Die Humppa-Musik (Anmerkung des Verfassers: Polka-Rhythmus) hat denselben Rhythmus wir unsere, aber wir sind Finntroll. Wir machen das, von dem wir denken, es sei richtig. Man kann nicht in jeder Musikrichtung alles machen. Denk nur mal an den Black Metal. Da gibt es Sachen, die sind einfach unmöglich. Wir versuchen immer genau die Sachen zu machen, die man in unserer Musik nicht erwartet.

FolkMetal.de: Wenn Ihr ein Kochrezept für Eure Musik entwerfen müsstet, welche Zutaten wären da drin?

Finntroll: Jeweils zwei gute Melodie-Linien, um die es dann 'ne Menge Diskussionen gibt.

FolkMetal.de: Hat sich an Eurer Art des Komponierens seit den frühen Jahren etwas verändert?

Finntroll: Alle unserer Lieder klingen exakt nach Finntroll. Natürlich gab es mit der Zeit Änderungen. Beispielsweise hat einer die Band verlassen. In die neuen Stücke bringt jedes Band-Mitglied seinen Teil mit ein. Ich denke, inzwischen haben wir ein Line-up, das bis zum bitteren Ende so bestehen bleiben könnte. Es sind jetzt sechs feste Mitglieder dabei, die alle zum Bleiben bestimmt sind – so auch Mathias, unser neuer Sänger. Der kann nebenbei auch noch Gitarre spielen, das heißt, er bringt bei der Komposition auch mal neue Riffs mit ein. So ersetzt er nicht einfach jemanden, sondern bereichert die Band durch seinen eigenen Stil. Dabei ist er sogar noch sehr gut mit unserem früheren Sänger befreundet, und manchmal schreiben sie sogar Texte zusammen. Die meisten Lyrics des aktuellen Albums wurden maßgeblich von unserem ehemaligen Sänger Tapio Wilska geschrieben. Textlich ist es also ein „back-to-the-roots“, nur musikalisch ist es total anders. Am Anfang war unsere Idee, Black Metal zu machen, aber dabei gibt es dann eben wieder solche Sachen, die man machen darf, und andere Sachen, die nicht erlaubt sind. Und wir dachten uns: Fuck you! In der Szene ist es sowieso üblich, dass die eine Hälfte des Publikums eine Band total mag, und die andere nicht. Wir dachten uns also, machen wir das, was wir wollen: Die eine Hälfte wird uns dafür lieben, die andere wird uns hassen.

FolkMetal.de: Beim Summer Breeze scheinen mehr Fans der Liebhaber-Seite anwesend zu sein.

Finntroll: Ja, das ist bei den Deutschen ein bisschen komisch. Reden wir mal über ein paar Musikerkollegen. Die Hälfte von denen machen totalen Müll, eine Art Witz-Musik. Diese Bands haben keine eigene Identität, und klingen wie hundert andere Bands – trotzdem werden sie akzeptiert. Andere Musiker und Fans haben dagegen kapiert, was das Besondere an unserer Musik ist; und genau deswegen mögen sie uns.

FolkMetal.de: Hier beim Summer Breeze scheint es keine wirklich geteilten Meinungen zu geben. Euer Konzert fanden alle super. Gefällt euch das?

Finntroll: Na klar! Die Leute mögen einfach gute Musik, sie sind nicht so engstirnig, und nur auf eine einzige Musikrichtung festgefahren. In Finnland gibt es da immer wieder diese Nörgler-Typen, die nur dastehen, nicht mal der Musik richtig zuhören, und nacher trotzdem behaupten: „Aha, Mr. X hätte es besser gespielt.“ Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber eben dies Mr.-X-Leute werden niemals mit irgendeiner Band Headliner bei irgendeinem Festival sein. Bei unserer Musik geht es einfach nicht darum, jede Note perfekt zu spielen. Wir versuchen, die Leute zu unterhalten. Wenn eine Band keine gute Zeit auf der Bühne hat, sieht man das auch an ihrer Performance – und die Leute spüren das.

FolkMetal.de: Ihr seid zum vierten Mal beim Summer Breeze. Was gefällt Euch hier so gut?

Finntroll: Es gibt dieses Jahr ein paar kleine Probleme. Fast wie bei einem ganz neuen Festival, das eben noch so seine Kinderkrankheiten hat. Aber was ich wirklich schätze ist Bodo, einer der Organisatoren und die Bühnentechniker. Alles andere hat leider bisher nicht so gut funktioniert wie es sollte.

FolkMetal.de: Im nächsten Jahr feiert Finntroll sein 10 Jähriges Jubiläum. Wie feiert Ihr das?

Routa: Sind es schon 10 Jahre? Cool! Wir feiern das mit einem richtigen Scheiß-Album (lacht dreckig). Zwei Lieder davon haben wir auch heute schon gespielt. Also erst mal das Album-Release und hoffentlich kommen wir dann auch endlich mal auf Tour nach Südamerika. Viva Mexiko! Wir sind in den letzten 10 Jahren in ganz Europa herumgekommen. Vielleicht schaffen wir es jetzt sogar mal nach Japan, das wäre nett. Allerdings haben wir keine Gitarrensoli auf der Platte, das könnte ein Problem werden. (lacht)

FolkMetal.de: Was reizt Euch an Japan?

Finntroll: Wir waren zwar noch nie dort, aber wir würden da sehr gerne mal hingehen. In Europa und Skandinavien ist alles immer ziemlich gleich. Zu Beginn dieses Jahres waren wir in den Staaten, und das war eine komplett neue Erfahrung, weil es total anders war als hier in den europäischen Ländern. Trotzdem starten wir im Dezember erst mal noch eine Europatour, die brillant werden wird.

FolkMetal.de: Zum Schluss noch ein kleines Assoziationsspiel. Was fällt Euch ein zu den folgenden Begriffen: Fußball-WM...?

Skymer: Das verdammt noch mal falsche Team hat gewonnen. Ich hatte erwartet, dass Portugal gewinnt, oder Schweden. Schweden ist das einzige nordische Team, das wirklich Soccer spielen kann. In Finnland spielen wir immer nur Kickball, im Rest der Welt Football. Ich wäre wirklich, wirklich glücklich, wenn Finnland eines Tages im Finale der WM wäre - aber für dieses Mal habe ich gehofft, dass es Schweden schafft.

FolkMetal.de: Finnland?

Routa: Ich liebe alles daran: Angepisste Leute, niemand mag niemanden – aber die Natur ist echt großartig!

FolkMetal.de: Euer Lebensmotto...?

Skymer: Tod allen Scheißköpfen im ganzen Universum!

FolkMetal.de: Korpiklaani...?

Routa: Du bringst uns gerade echt in Schwierigkeiten, denn wir sind mit Korpiklaani befreundet – trotzdem mag ich ihre Musik nicht. Um ganz ehrlich zu sein: Der Sänger kam mit der Art Musik an, nachdem er bei Finntroll gesungen hatte. Tut mir leid, Jonne, aber so ist es nun mal!

FolkMetal.de: Lordi?

Routa: Bitte töte mich! Ich mag sie nicht. Ihre Musik hat man schon viele Male zuvor gehört. Aber die ist eigentlich nicht der Punkt. Sie sind einfach verdammte Arschkriecher bei jedem, der ihnen zu mehr Kohle verhelfen könnte.
Skymer: Die Musik ist vom gleichen Typ wie Kiss in den 70ern, aber sie sind einfach nicht so gut. Es gibt Bands, die machen Musik um der Musik Willen – und es gibt andere Bands, die machen es nur für die Show. Lordi gehören zu den Letzteren, sie sind eine Show-Band. Ich mag ihre Musik nicht, aber ich hab nix dagegen, dass sie erfolgreich sind. Ich wünsche ihnen das Beste.

FolkMetal.de: Deutsches Bier...? (Anmerkung des Verfassers: Beide haben eins in der Hand.)

Routa: Ich mag lieber britisches Bier. Aber deutsches Bier ist wenigstens nass, es enthält Alkohol und es ist braun.

FolkMetal.de: Deutsche Mädels...?

Skymer: Ich mag sie sehr gern, besonders süddeutsche Mädels. Die sehen wenigstens aus wie Frauen. Die haben einen schönen runden Arsch, nette Titten und ein hübsches Gesicht...
Routa (verdreht die Augen) : Das kann jetzt noch ne Weile dauern...

Wir bedanken uns bei Skymer und Routa für das offene und sehr informative Interview!